Wie aus einer Diktat-Dramaqueen eine Autorin wurde
Oder: Warum ausgerechnet ich ein Englisch-Lernwerk geschrieben habe
– Miranda Jehle –
Ich heiße Miranda und habe ORÄNDSCH aus der Praxis heraus entwickelt – aus dem ganz konkreten Bedarf von Kindern mit LRS nach einfachen, überschaubaren Englischübungen. Und diese Übungen gab es schlicht und ergreifend nicht, weshalb ich mich selbst daran gemacht habe.
Mir war wichtig, dass die Schüler die Grundgrammatik Schritt für Schritt und ohne Druck üben können. Mit diesem Lernwerk unterstütze ich heute Eltern, Lehrkräfte und Lerntherapeuten dabei, Kindern mehr Sicherheit und Orientierung im Englischunterricht zu geben.
Und genau hier erfährst du, warum mir das Thema so am Herzen liegt.
Ich war nie der klassische Deepdiver, sondern eher ein Generalist, der gerne über den Tellerrand schaut. Und genau dieser Blick auf das Ganze hat mich Schritt für Schritt dorthin geführt, wo ich heute gelandet bin. Deshalb passt die Lerntherapie so gut zu mir – und genau da beginnt meine eigentliche Geschichte.
Ich bringe Menschen gerne etwas bei und kann mich gut in die Bedürfnisse meines Gegenübers einfühlen. Trotzdem war für mich schon früh klar: Das klassische Lehramt an der Schule ist nicht mein Platz.
Die Lerntherapie war für mich eher eine natürliche Station auf meinem Weg – etwas, das gut zu meinen Fähigkeiten passte und mir gezeigt hat, wie viel mit Ruhe, Humor und einer stressfreien Atmosphäre möglich ist. In einer Lernpraxis läuft alles entspannter ab: gemütlich, spielerisch, ohne Druck. Und genau deshalb gelingt dort oft Lernen, das vorher unmöglich schien.
Oft entstehen sogar kleine Wunder. Und das in einer Welt, in der kaum noch jemand damit rechnet.
Vielleicht berührt mich das so, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr Misserfolge beim Lernen auf die Seele drücken können.
Ich bin keine Legasthenikerin, aber ich weiß genau, wie sich ein Kind mit Lese- und Rechtschreibproblemen fühlen kann.
Schönschreiben und Ordnung waren nicht meine Stärke. Die eigentlichen Schwierigkeiten kamen durch den Druck und die Abwertung, die damit verbunden waren. Rechtschreiben selbst war gar nicht das Problem. In Latein hatte ich zur selben Zeit sogar eine 1. Flüchtigkeitsfehler begleiten mich zwar bis heute, aber die Belastung entstand vor allem durch den Umgang damit. Ein Träumer eben – und viel zu ungeduldig für perfekte Hefte.
Mit dem Wechsel von der Grundschule in die Sekundarstufe nahm mein persönliches Schuldrama Fahrt auf. Diktate wurden plötzlich zum Angstthema. Am Vorabend wurde mir schlecht, und oft verbrachte ich die halbe Nacht über der Toilette.
Das Absurde daran: Fachlich konnte ich’s ja. Ich war eine gute bis mittelmäßige Schülerin. Aber der Druck, der Ton und die Erwartung rund um diese Diktate haben mich komplett aus der Bahn geworfen.
Meine Eltern nahmen die Symptome nicht wirklich ernst, weil meine Noten im Großen und Ganzen stimmten. Dass ich jedes Mal körperlich so reagierte, war für sie schwer einzuordnen.
Ab der 10. Klasse war plötzlich Schluss mit den Diktaten – und damit auch mit dem nächtlichen Erbrechen. Und das Erstaunliche: Ich machte tatsächlich deutlich weniger Fehler. Der Beweis, dass Druck nicht unbedingt zu Diamanten führt, sondern eher zu Magenkrämpfen.
Meine Deutschlehrer haben nie erfahren, was die Diktate bei mir ausgelöst haben. Und ich sage damit nicht, dass Diktate grundsätzlich sinnlos sind. Aber wenn ein Kind psychosomatisch so stark reagiert, zeigt das ziemlich deutlich, dass die Methode oder der Umgang damit überdacht werden sollten.
Es gibt schließlich genug kreative Varianten, die den gleichen Zweck erfüllen, ohne Kinder in Stress oder Angst zu treiben.
Ursprünglich war ich auf dem naturwissenschaftlichen Weg unterwegs – Diplom-Biologin mit Schwerpunkt Molekulargenetik und einem kurzen Abstecher in die Pharmaindustrie. Erst im zweiten Anlauf fand ich meinen Weg ins therapeutische Arbeiten.
Den Stress, den ein Kind wegen Rechtschreibung, Lesen oder Rechnen entwickeln kann, habe ich am eigenen Leib erlebt. Zudem gehöre ich zur Marke „hochsensibel“ und das Arbeiten in einem 1:1-Setting liegt mir. Meine zukünftige Chefin Eva Schlötter hat mich mit dem Satz angeworben: „Du hast so’ne ruhige Art“. Scheint wichtig zu sein in dem Bereich. In der Lernpraxis Schlötter-Heckhorn ließ ich mich ausbilden und absolvierte gleichzeitig ein Fernstudium als „Zertifizierter Legasthenie- und Dyskalkulie-Trainer (EÖDL)“.
Die Kombination aus meiner Liebe zum Englischen und der Suche nach klaren, funktionierenden Lösungen für meine Schüler hat mich schließlich dazu gebracht, mein eigenes Lernwerk zu schreiben.
Als Mutter von drei Kindern konzentriere ich mich heute auf meinen Selbstverlag LRS meetz Englisch.
Seit 2024 bin ich Mitglied der Dyslexperten – Expertenteam für Englisch lernen mit LRS, Legasthenie und Lernschwierigkeiten.
Ich lebe mit meinem Mann und unseren drei Kindern auf einem kleinen Hof, rund 20 Kilometer nördlich vom Bodensee. Ein wenig abgelegen – aber genau das liebe ich. Ruhe, Natur, viel Platz zum Denken und Kreativsein. Hier entstehen die besten Ideen.
Und weil ich als Generalist gern alte Fäden wieder aufnehme, hat mich das kreative Schreiben – eine lang verschüttete Jugendliebe – wieder eingeholt. Second Chance sozusagen 🤣. Früher habe ich kurze Märchen geschrieben, und heute klopft das Romanschreiben an und will erobert werden. Nicht, dass ich sonst nichts zu tun hätte …